Die Sandzeremonie ist ein Hochzeitstrend der sich zwar nur langsam bei uns in Österreich verbreitet, aber wahrscheinlich gekommen ist, um zu bleiben. Deshalb möchte ich es hier zuerst einmal beschreiben, für alle, die sich jetzte denken "Ja, ja, wieder so ein Drum, dass dann nur zu Hause herumsteht und Staub fängt."
Ablauf der Sandzeremonie
Die Sandzeremonie kann von dem Brautpaar alleine oder gemeinsam mit ihren Lieblingsmenschen bei der Trauung durchgeführt werden. Dabei hat jede Person eine eigene Sandfarbe - bunter Dekosand mit einer Körnung von 0,5 mm ist hier am Besten geeignet. Außerdem gibt es ein Gefäß (Flasche, Glas, Vase, doppelter Bilderrahmen etc.) in das der Sand gefüllt wird.
Bei der Zermonie füllt zuerst jeder einzelne nacheinander eine Schicht Sand in das Gefäß. Danach füllen alle ihre Farben gleichtzeitig in den Behälter. Dies steht dafür, dass hier zwar einzelne Individuen stehen - Braut und Bräutigam, Kinder, Eltern etc. - alle eigenständig sind, aber mit dieser Zeremonie nun zu einer Familie werden. Ein unzertrennbarer Bund. Genauso unzertrennbar wie die vermischten Sandkörner, die zwar noch immer alle ihre eigene Farbe haben, aber so durchgeschmischt nicht mehr zu trennen sind.
Egal welche Wege die Personen gehen, das Band der Familie bleibt. Trotzdem soll man sich immer bewusst bleiben, dass der andere eigenständig ist, seine eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Ängste und Träume hat und diese immer Gehör finden sollten.
Im Großen und Ganzen eine moderne Abwandlung des "In guten wie in schlechten Zeiten, bis der Tod uns scheidet". Weshalb sich diese Sandzeremonie sehr gut für freie Trauungen und standesamtliche Hochzeiten eignet. Bei denen doch einige Punkte einer religiösen Zeremonie wegfallen. Somit werden immer mehr Programmpunkte entwickelt, die auch freie/standesamtliche Trauungen festlich machen. Für mich als Hochzeitsfilmerin ein Traum. Leben wir doch von festlichen Programmpunkten die das Video wunderbar machen.
Feiner Dekosand eignet sich am Besten
für ein schönes Ergebnis.
Wie die Sandzeremonie in Ă–sterreich ankam
Die allererste Sandzeremonie habe ich 2016 erlebt. Es war eine standesamtliche Hochzeit. Die Standesbeamtin hat mich darauf hingewiesen, dass die Trauzeugen hier noch etwas fĂĽr das Brautpaar vorbereitet haben. Mit zwei Flaschen Sand die dann zusammengeleert werden.
Gut, also waren Standesbeamtin, Fotografin und ich darauf ausgerichtet, dass hier noch etwas wichtiges passiert. Nach dem Ja Wort war es so weit. Die Standesbeamtin erwähnt, dass die Trauzeugen noch etwas vorbereitet haben und das Brautpaar bitte hinter den Tisch kommen soll. Das Brautpaar stand auf und begutachtet die Glasvase und die zwei Flaschen mit beigem Sand. Die Trauzeugen blieben sitzen und riefen aus der ersten Reihe zu: Das müsst ihr in die Vase leeren.
Das Brautpaar schaute ungläubig, nickte sich zu, schüttete die zwei Flaschen Sand in die Glasvase, schauten noch einmal fragend in die Menge. Als keine weiteren Reaktionen kamen, stellten sie die leeren Flaschen hin und setzten sich wieder. Der dumpfe Kommentar der Standesbeamtin - nun, dann hätten wir das auch erledigt. Der Blick dazu, sprach Bände.
Tja, fĂĽr uns Film & Foto Team, war dieser Programmpunkt auch wenig ergreifend. Die erste Sandzeremonie in meinem Leben als Hochzeitsfilmerin. Sehr uninteressant, sehr lieblos. Ich gab dieser Sandzeremonie danach keine Chance. Wer weiĂź, was aus dieser Vase mit Sand wurde. Ich befĂĽrchte, dass sie einfach bei der Trauungslocation stehen blieb.
Mit ein bisschen Erfahrung geht es besser
Doch mein Bild einer Sandzeremonie änderte sich 2021. Hier durfte ich die zweite Sandzeremonie in meinem Leben filmen. Wieder bei einer standesamtlichen Trauung. Das Brautpaar hatte bereits zwei kleine Kinder. Die Standesbeamtin riet dem Brautpaar zu der Zeremonie. Bei einer Vorbesprechung fragte mich die Braut, was ich davon halte. Ich war natürlich für die Zeremonie. Ich bin gerne offen für Neues und wollte wissen, wieso die Standesbeamtin zu der Sandzeremonie rät. Dann wird es ja wohl nicht so lieblos gestaltet wie fünf Jahre zuvor.
Tatsächlich, die Standesbeamtin "organisierte" die Sandzermonie. Sie gab dem Brautpaar bescheid, was sie einkaufen müssen. Sie meinte, dass sie auch die Kinder miteinbeziehen können und sie moderierte die Sandzeremonie während der Trauung. Sie erklärte kurz vor der Sandzeremonie den Gästen, worum es bei dieser Zeremonie geht.
Die Familie hatte vier Sandfarben - für das Brautpaar und die Kinder. Die Trauzeugen waren motiviert und halfen mit, die Kinder bei der Zeremonie zu unterstützen. (Die kleinen Hasen erreichten die Öffnung des Bilderrahmens noch nicht alleine.) Also wussten alle Gäste, was hier nun passiert und die vier gossen fröhlich und unter großer Beobachtung ein buntes Bild aus Sand, das ab sofort nicht mehr getrennt werden kann. Genau so wenig wie sie als Familie. Denn, komme was wolle, sie werden immer Eltern dieser Kinder sein. Einfach herrlich und ein schöner Gedanke. Ich habe - genauso wie die Trauungsgäste - diese Zeremonie genossen.
AuĂźerdem stand das Sandbild anschlieĂźend die ganze Feier ĂĽber auf dem Brauttisch und konnte von allen bewundert werden.
Also, die Sandzeremonie ist derzeit erst im Kommen. Aber, wenn ihr sie richtig einsetzt und wirklich zelebriert, dann ist sie ein sehr schöner Programmpunkt bei dem ihr selbst ein wunderbares Erinnerungsstück erstellt, dass auch noch etwas Farbe ins Wohnzimmer bringt.
Vorteile
- festlicher Programmpunkt bei freier oder standesamtlicher Trauung
- bezieht die Kinder in die Trauung mit ein
- es entsteht ein wunderschönes Sandbild
Nachteile
- die Sandzeremonie sollte geleitet/moderiert werden
- Sand findet immer seinen Weg, das heiĂźt, der Trauungstisch ist anschlieĂźend etwas bunter als vorher
Tipps
- Bei Flaschen oder doppelten Bilderrahmen mit einem Trichter arbeiten
- Etwas mehr Sand besorgen, als das Volumen des Gefäß vorgibt, denn es geht immer etwas daneben
- Bei kleinen Kindern bereits vorher ausmachen, wer welche Farbe hat. Damit bei der Trauung kein Streit entsteht
- Statt buntem Sand kann auch der Sand vom Lieblingsreiseziel verwendet werden - allerdings ist dann das Ergebnis nur beige.