Ein sehr beliebtes Spiel bei Hochzeiten
ist mittlerweile das Leintuch mit dem Herz darauf. Dabei bereiten
Freunde oder Familie ein Leintuch vor, auf das sie ein Herz zeichnen.
Dieses kann noch mit einem GlĂĽckwunsch oder einfach nur den Namen
und dem Hochzeitsdatum des Brautpaares verziert werden. Das Leintuch
bleibt aber bis zur Agape gut versteckt. Denn erst nach der Trauung
darf das Brautpaar diese Aufgabe sehen und lösen.
Bei der Agape kann das Leintuch
entweder als Spiel aufgespannt oder bereits beim Auszug aus der
Kirche als Wegsperre inszeniert werden. Normalerweise geht es sich
aus, wenn zwei große Männer die oberen Ecken des Leintuchs halten
und auf die unteren Ecken draufsteigen. Ich habe aber bereits
Varianten gesehen, da haben vier Personen die Ecken gehalten – oder
fleißige Hochzeitselfen haben an den unteren Ecken Schlaufen genäht,
in die die haltenden Personen dann bequem reinsteigen können. Denn
das Leintuch muss sehr fest gespannt sein. Sonst kann das Brautpaar
seine Aufgabe nicht lösen.
Die Aufgabe besteht darin, das Herz aus
dem Leintuch zu schneiden und die Braut auf Händen durchzutragen! Um
die Aufgabe etwas zu erschweren, bekommt zumindest der Bräutigam
eine Nagelschere. Dabei gibt es jedoch wieder etliche Varianten.
Beide bekommen eine Nagelschere, wenn nur der Bräutigam eine
Nagelschere bekommt, bekommt die Braut eine richtige Stoffschere oder
die Scheren sind allesamt einfach nur stumpf und wenn sich das
Brautpaar genug abgemĂĽht hat, bekommen beide eine normale Schere.
Mit den Scheren in der Hand, mĂĽssen sie jeweils von der Mitte
anfangen. Derjenige der als erstes seine Hälfte ausgeschnitten hat,
hat gewonnen – die Jubelschreie der Gästeschar.
Meistens ist dieses Spiel so fair, dass
der Sieger dann dem Verlierer hilft, seine Hälfte ebenfalls komplett
auszuschneiden. Geht es in der Ehe immerhin darum, Probleme gemeinsam
zu lösen.
Das ausgeschnittene Herz bekommt das
Brautpaar meist als Geschenk ĂĽberreicht. Dann geht es ans
eingemachte. Der Bräutigam muss seine Braut durch das Herz durch
tragen. Hier können diejenigen, die das Spiel organisiert haben, so
freundlich sein und das Herz von der unteren Kante weg zeichnen. Ist
es dann ausgeschnitten, bildet das Leintuch lediglich einen Torbogen,
ohne Barriere über die der Bräutigam steigen muss. Allerdings sieht
man diese Variante recht wenig. Meistens muss der Bräutigam durch
das Herz durchsteigen. Keine leichte Aufgabe, mit der Braut und dem
bauschigen Brautkleid am Arm. Wenn die Freunde dann auch noch das
Leintuch höher halten oder absichtlich damit herumwackeln, kann der
Bräutigam kaum durchsteigen. Am Ende des Spiels hat er es jedoch
noch immer geschafft. Die schwierigste Aufgabe haben hier die Braut
und – um ganz bescheiden zu sein – der Fotograf und ich die
Hochzeitsfilmerin.
Je nachdem, wie der Bräutigam steht,
mĂĽssen wir ganz schnell die Position wechseln. Des es passiert fast
jedesmal etwas, womit nicht einmal die Braut rechnet. Dabei ist es
besser, mit der Kamera zum RĂĽcken der Braut zu stehen. Denn wenn der
Bräutigam die Braut hochhebt, drückt er das Kleid und den Reifrock
an ihre Oberschenkel. Der Reifrock macht das einzige, was ihm noch
ĂĽberbleibt, er stellt sich auf. Daraufhin haben alle, die vor der
Braut stehen, freien Blick auf das, was unter dem Kleid ist. Völlig
perplex drückt jede Braut so schnell wie möglich den Rock wieder
runter. Doch für den Moment, in dem sie vom Bräutigam hochgehoben
wird, sehen wir alles – ich muss ehrlich sagen – wirklich alles
was darunter ist. Wie oft ich mich da im ersten Jahr bei der
Postproduktion geärgert habe. Mittlerweile stehe ich hinter der
Braut und hoffe, dass der Bräutigam beim durchsteigen durchs Herz
eine Drehbewegung macht. Tut er das nicht, muss ich ganz schnell den
Standort wechseln und habe leider die ersten Moment verwackelt oder
aus einem schlechten Winkel.
Deswegen möchte ich euch Bräuten
einen Tipp geben wie man sich mit einem Reifrock richtig aufheben
lässt. Diesen Trick habe ich selbst erst bei einer Braut gesehen,
die schon gewusst hat, was auf sie zukommt. Bevor der Bräutigam sie
hochhob, drĂĽckte sie sich ihr Brautkleid vorne zwischen die Beine
und zwickte die Knie zusammen. So waren das Brautkleid und der
Reifrock zwischen die Oberschenkel geklemmt und konten sich erst ab
den Knie aufstellen. Da die Beine beisammen waren, wurden keine
privaten Einblicke gewährt. Die Braut zeigte lediglich ihre schönen
Waden. Ein wirklich damenhafter Auftritt, den ihr alle Bräute in
dieser Situation nachmachen sollten.