Polterabend - die letzte Party als Junggesell/in



Sicherlich weiß jeder, worum es sich bei einem Polterabend handelt. Das ist ein Abend vor der Hochzeit, an dem der Bräutigam und die Braut den Abschied vom Single-Leben feieren. Natürlich getrennt voneinander. Denn Ziel des Polterabends ist es, noch einmal so richtig die Sau rauszulassen, bevor man ein anständiges Eheleben führt.


Traditionell wird die Braut von allen unverheirateten Frauen begleitet, die zur Hochzeit eingeladen sind. Der Bräutigam von allen unverheirateten Herren der Hochzeitsgesellschaft. Braut und Bräutigam werden mit eher lustigen Utensilien, wie einem Plastikschleier oder einem witzigen T-Shirt verkleidet. Sodass jeder sofort erkennt, wer die Braut oder der Bräutigam ist. Die Polterrunde ist ebenfalls dazu passend verkleidet. Damit man erkennt, wer zu der lustigen Polterrunde gehört.

Gepoltert wurde in letzter Zeit in Bars, Clubs oder Wirtshäusern in der Umgebung. In den letzten Jahren entwickelt sich der Polterabend immer mehr zu einem Wochenendausflug ins Nahe gelegene Ausland. Manchmal allerdings sogar bis nach Las Vegas. Dem Film Hangover sei dank. Denn darin wird ein Polterabend in Las Vegas so ausgelassen gefeiert, dass am nächsten Tag keiner der Herren mehr weiß, was er getan hat. Anscheinend ist das das moderne Ziel eine Polterabends. Feiern bis zum Umfallen, am Besten noch mit Stripper/innen und Glücksspiel.

Allerdings finde ich herkömmliche Polterabende, wie sie in den letzten Jahren üblich waren, schöner. Dabei werden dem Polternden einige Aufgaben, die sowohl die Fähigkeite als Ehepartner überprüfen, die allerdings auch zeigen sollen, wie erfolgreich man noch als Single sein könnte und manche Spiele bringen sogar Geld für das bevorstehende Eheleben ein. Wie zum Beispiel
  • Küsse ersteigern
Hier muss der Polternde durch das Lokal gehen und Personen davon überzeugen ihm einen kleinen Kuss zu geben, gegen eine Spende natürlich. Nur durch Charme bekommt man Fremde dazu, Geld zu zahlen um eine zukünftige Braut oder einen zukünftigen Ehemann zu küssen. Dieses Spiel überprüft eindeutig den Erfolg als Single. Und keine Angst vor den Küssen. Die Braut / Der Bräutigam sagen selbst, welche Küsse erlaubt sind, oft zählen nur Bussis auf die Wange. Sollte es doch einmal zu weit gehen, müsste die Polterrunde beschützend einschreiten.
  • Unterwäsche fremder Menschen ergaunern
Hier muss der Polternde die Personen im Lokal dazu überreden sich ihrer Unterwäsche zu entledigen und das Kleidungsstück dem Polternden zu schenken. Pro erhaltenem Stück Unterwäsche spendet die Polterrunde einen gewissen Geldbetrag in die Hochzeitskasse. Natürlich können auch Kategorien erstellt werden - Boxershort € 5,-, Slip € 10,- oder so
  • Unterschriften am Körper sammeln
Bei diesem Spiel durfte ich selbst einmal am Oberarm eines Junggesellen unterschreiben. Mich musste er nicht lange überreden, da wir uns aus einem Verein kannten. Doch ein paar andere Damen musste er schon erst einmal davon überzeugen, am Körper eines fremden Mannes zu unterschreiben. Allerdings sollte das Spiel nur stattfinden, wenn der Polterer nicht unmittelbar vor der Hochzeit stattfindet. Denn es macht wohl keinen guten Eindruck wenn am Hochzeitstag Unterschriften fremder Menschen den Arm zieren. Also gebt den Junggesell/innen etwas Zeit die Farbe wieder vom Körper zu bekommen. Bei guten Markern kann das schon einige Tage dauern.
  •  Etwas verkaufen - wie Kondome, billige Sextoys, Schnaps etc. 
Hier geht der Polternde durch das ausgewählte Lokal und versucht die Gegenstände die die Polterrunde zusammengestellt hat, zu verkaufen. Gegenstände die nicht im Lokal erhältlich sind, sollten kein Problem darstellen. Bei Getränken oder Snacks sollte zuerst mit dem Lokal abgesprochen werden, ob das geduldet wird. Nicht, dass der Polterer am Ende noch vor die Tür gesetzt wird.

Der Abschied vom Single-Leben kann also mitunter sehr prickelnd und brisant werden. Deswegen ist es meiner Meinung nach jedem erlaubt, ihn so zu feiern, wie er will. Mit Strippern, mit Familie, mit Alkohol, ohne Alkohol, getrennt, gemeinsam, am Besten wie es dem Brautpaar gefällt. Nicht, dass die Ehe bereits vor der Trauung scheitert ...



Traditionell hat der Polterabend seinen Ursprung im Aberglauben. So wurde damals am Abend vor der Hochzeit gepoltert und Geschirr zerschlagen, damit ja alle bösen Geister rechtzeitig vorm Hochzeitstag vertrieben werden. Doch Vorsicht, Glas durfte dabei nicht zu Bruch gehen, denn das brachte wiederum Unglück. Lieber wurde Porzellan genommen. Die Scherben musste das Brautpaar dann gemeinsam aufkehren. Im gleichen Rahmen brachten die Männer der Dorfgemeinschaft den Schwipbogen vorbei und wurden verköstigt. Das war der ursprüngliche Polterabend. In unserer Gegend war diese Form des Polterabend noch sehr lange verbreitet. Selbst meine Mutter sagt heute noch: „Bei uns hat's das Poltern nicht gegeben. Bei uns ist am Tag vor der Hochzeit der Schwipbogen aufgestellt worden und die sind dann bis in die Nacht geblieben, haben gegessen und getrunken. Aber gepoltert haben wir nicht.“ Tja, wenn meine Mutter wüsste, dass sie doch gepoltert hat, nur halt richtig traditionell...

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