Buffet oder servieren? - wenn die Hochzeitsgäste hungrig sind

 Ich weiß gar nicht, ob sich die Frage vom Buffet oder serviert am Tisch essen überhaupt noch stellt. Denn eigentlich läuft es mittlerweile bei fast jeder Hochzeit gleich. Die Suppe/ Das Vorspeisenteller wird eingestellt, die restlichen Gänge gibt es vom Buffet. Doch eben nur bei fast jeder Hochzeit. Ab und zu erlebe ich auch, dass serviert wird. Macht vielleicht einen besseren, gehobeneren Eindruck. Allerdings auch sehr hungrig. 

Denn wenn es erst um 18 Uhr zur Tafel geht, dort noch ein paar Zigaretten genossen und etliche Reden gehalten werden, sind bereits etliche Gäste sehr ungeduldig. Die sehen es dann nicht gerne, wenn volle Teller an ihnen vorbeigetragen werden und wieder nicht bei ihnen landen. Wieso das der Fall ist? Weil Hochzeiten meist groß sind. Somit entstehen folgende Probleme

Jede Speise muss zubereitet werden
Eine Speisekarte besteht mittlerweile aus mindestens 3 Gängen, den Klassiker Schnitzel, die Lieblingsspeise des Brautpaares und dann noch was vegetarisches. Oft erlebt man sogar 5 Hauptspeisen. Schön und gut. Doch du kannst kein Schnitzel fritieren, während sich am Herd nebenan die Rahmsauce für die Pasta anbrennt. Und eine Wirthausküche lebt nunmal meist von ein bis zwei Köchen, nicht von fünf. Auch wenn das Personal während einer Hochzeit aufgestockt wird und einiges vorgekocht wird. Jede Speise sollte warm und schön angerichtet beim Gast ankommen. Das benötigt Platz, Zeit und eben Personal. Also bemerkt man bei serviertem Essen meist, dass eine Speise serviert wird, bis jede Bestellung angekommen ist. Danach folgt erst die nächste Speise usw. bis alle angebotenen Hauptspeisen nach und nach und nicht durcheinander zubereitet worden sind. 

Ausreichend Servicepersonal ist schwer zu finden
Dem Servicepersonal gebührt oft sehr viel Resepkt. Sie bedienen bei Hochzeiten ca. 80 - 120 Gäste. Müssen (Getränke)bestellungen und Extrawünsche aufnehmen, servieren, zwischendurch das Essen einstellen. Launische Kommentare von warteten Gästen freundlich abfedern, abservieren und dennoch schnell sein. Obwohl sie nie schnell genug sein können, da alle bereits Hunger haben. Im Prinzip bräuchte es einen Kellner für ca. 10 Personen. Allerdings stehen meist nur 3 bis 4 vom Servicepersonal zur Verfügung. Denn es ist ein Kostenfaktor und vor allem in idyllischen, ländlichen Gegenden ist Aushilfspersonal schwer zu finden. So sitze ich oft am Ende einer Tafel und sehe zu, wie am Brauttisch, der als erstes serviert bekommt, bereits abserviert wird, obwohl an der Tafel etliche Leute noch immer kein Essen bekommen haben. Die Stimmung wird bei diesen natürlich immer schlechter.
Noch ein kleiner Exkurs, was mir als Dienstleister immer wieder passiert: Ich komme erst zu Tisch, wenn die Essensbestellung bereits aufgenommen wurde. Weshalb ich immer meinem Schnitzel hinterherrennen muss. Wobei ich bereits mitbekommen habe, dass es Jungeltern die ihren Kleinen Windel wechseln müssen genau so geht.

Wenn man Pech hat schmeckts nicht
Außerdem ist serviertes Essen fast so etwas wie ein Glücksspiel. Denn nur weil man den Namen eines Gerichts lesen und verstehen kann, heißt es nicht, dass man das bekommt, was man sich vorstellt. Viele junge Köche arbeiten mit neuen Rezepturen, saisonalen Kräutern und Gemüse, exotischen Einflüssen etc. Da kann es schon mal vorkommen, dass Kroketten mit Salbei zu tode gewürzt werden. Alles schon erlebt. Was tun, missmutig aufessen oder zurückschicken und eine halbe Stunde auf die Nachbestellung warten? Nach meinen Beobachtungen wird das Essen zurückgeschickt und auf Kaffee und Kuchen gewartet. Auch eine Lösung. Aber nicht wundern, wenn diese Gäste dann halb verhungert am Tisch sitzen anstatt auf der Tanzfläche zu feiern.   

 

 

Vorab fragen hilft nicht
Jetzt gibt es die Variante, den Menüwunsch bereits bei Zusage der Einladung abzufragen. Ich habe jedoch noch nie erlebt, dass es funktioniert. Es bedeutet sehr viel mehr Aufwand im Vorfeld für das Brautpaar. Nicht jeder schickt die Antwortkarte zuverlässig zurück. Man muss die Sitzordnung mit der Essenbestellung beim Wirten abgleichen. Das Personal muss sich "einprägen" wo wer sitzt. Sonst geht es mit den Tellern durch die Menge und schreit die Namen der Gäste, bis jedes Teller seinen Platz gefunden hat. Wobei viele bei der Hochzeit gar nicht mehr wissen, was sie jetzt wirklich bestellt haben. So kann es sein, dass sie dann bei der Hochzeit einfach etwas anderes sagen und die Portionen nicht mehr zusammen passen. Alles schon erlebt! Ein Chaos mit Mehraufwand sozusagen. Also lasst es einfach bleiben, den Menüwunsch bei der Einladung abzufragen. 


Beim Buffet ist jeder selbst verantwortlich
Die oberene Aufzählungen sind alles Gründe, weshalb ich für Buffet bei einer Hochzeit bin. Denn hier ist sich jeder selbst der Nächste. Man kann selbst entscheiden, wann man aufsteht und sich etwas zu Essen holt. Man kann mehrere Speisen durchprobieren und Hauptspeisen mit Beilagen beliebig kombinieren. Es ist jederzeit möglich sich Nachschub zu holen oder nur kleine Kostproben mit zum Tisch zu nehmen. Außerdem ist ein Buffet sehr gesellig. Oder wer hat nicht schon ein kleines Gespräch über einer Bain-Marie gehalten.


 

Noch eine Anekdote zum Schluss
Meine Mutter wurde damals im Jahr 1983 vom Wirt gefragt, ob er bei ihrer Hochzeit die neuartige Buffet-Verkostung ausprobieren darf. Daraufhin hat meine Mutter den ältesten Gast, ihre Großmutter, gefragt. Diese sagte: "Wenn du mir das Essen zum Tisch bringst, ist es mir egal" Also gab es bei der Hochzeitsfeier meiner Mutter das erste Buffet für 150 Gäste, das dieser Wirt ausgerichtet hat. Den Wirt gibt es immer noch. Ich durfte bei ihm schon etliche Hochzeiten filmen. Nur seit ein paar Jahren hat er komplett auf Service. umgestellt. Was mich zu diesem Artikel bewogen hat. Weil es mir nicht eingehen mag, wie man etwas das funktioniert so drastisch verschlechtern muss. Denn Service funktioniert bei großen Hochzeiten einfach nicht reibungslos. Es sei denn, man investiert in Personal und ist als Brautpaar gewillt, die Mehrkosten mitzutragen. 

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