Das Brautstehlen - wenn auf einmal die Braut fehlt


Das Braut stehlen ist ein Brauch, bei dem die Braut von der Hochzeitsgesellschaft entfernt wird. Der Bräutigam darf dies jedoch nicht mitbekommen und verhindern. Er muss die Chance bekommen, die Braut zu suchen, zu finden und zu sich zurückzuholen.


Meine Mutter erklärte mir, dass dieser Brauch dazu dient um dem Wirten die Möglichkeit zu geben, das Mitternachtsbuffet herzurichten. Tatsächlich habe ich schon oft erlebt, dass die Musiker beim zurückholen der Braut mit dem Wirten telefonieren, wie lange er noch braucht. Denn die Musiker halten die Hochzeitsgesellschaft beim zurückholen der Braut bei Laune. Doch einmal von Anfang an.



Die Braut wird still und heimlich entführt. Meistens von einem kleinen Teil derHochzeitsgesellschaft. Es gibt auch die Möglichkeit einen einzigen Hochzeitsgast bereits im Vorfeld der Hochzeit dafür einzuspannen. Dieser kann sich dann bereits darauf vorbereiten und Spiele und Lieder für den Abend aussuchen. Eine weitere Variante ist die Maschkerade. Dabei kommt die Dorfjugend in Schürzen, Dirndln und Masken verkleidet auf die Hochzeit und ist für das Brautstehlen verantwortlich.


Die Braut wird meistens in ein Lokal in der Nähe gebracht. Ich habe aber auch schon erlebt, dass extra Busse organisiert wurden da das Brautstehlen weiter weg stattfand. So konnte die gesamte Hochzeitsgesellschaft zur Braut gebracht werden. Einmal sogar auf eine Berghütte. 



Egal wohin die Braut gebracht wird, dort sollte das Brautstehlen bereits angekündigt sein. Immerhin muss die gesamte Hochzeitsgesellschaft Platz im Lokal finden und genug zum Trinken bekommen. Dafür braucht es Platz und Personal.


Solange die Braut auf ihren Bräutigam wartet, singen die Brautstehler meistens Gstanzln, erzählen Witze und versuchen bereits die Lokalrechnung mit Getränken in die Höhe zu treiben.



Wenn der Bräutigam dann feststellt, dass die Braut fehlt, sollte er sich so schnell wie möglich auf den Weg machen, sie zurückzuholen. Das zeigt seinen Wunsch, seine Braut bei sich zu haben und wie sehr er sie liebt. Der Weg des Bräutigams kann leicht oder mit Spielen verbunden sein. Entweder er versammelt die Hochzeitsgesellschaft und geht mit ihr auf die Suche, oder aber, er muss erst ein paar Spiele absolvieren. Beliebt ist hier der arme Hirtenjunge, der mit Umhang, Hut und Laterne verkleidet wird. Danach muss er seine Qualität als Hirtenjunge beweisen. Er muss Gstanzl singen und zeigen, wie er seine Braut zurückholen will. Meistens wird dies von der Musik organisiert. Ich habe auch schon erlebt, dass der Brautvater in die Rolle des Hirtenjungen geschlüpft ist und den Bräutigam mit seiner Laterne den Weg gewiesen hat. Als Hirtenjunge auf dem Weg zu seiner Braut wird oft das Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ gesungen. Ab und zu hört man auch das Schmählied „Hurra, hurra, die Braut ist weg“ Sehr beliebt am Weg zur Braut sind ebenfalls Juchaza, damit die Brautstehler bereits von weitem hören, dass der Bräutigam am Weg ist. Meistens weiß der Bräutigam wohin die Braut entführt wurde. So wird die Hochzeitsgesellschaft nicht zu lange auseinander gerissen und die Feier nicht unnötig lange unterbrochen.


Bei der Braut angekommen, gibt es zuerst einmal eine Runde Sekt für alle. Dann beginnen die Spiele, Gstanzl und Lieder. Diese sind sehr vielfältig und haben meistens zum Ziel die Gäste zum Trinken zu bringen. So wie das beliebte Lied „Wer im Jänner geboren ist“ oder „Wer soll das bezahlen“


Wenn die Stimmung am Besten ist, wird dann mit dem zurückholen der Braut begonnen. Oft wird vom Bräutigam verlangt, dass er den Weg zur Braut über die Tische geht und dabei bei jedem Mann vom Glas trinkt und jeder Frau ein Bussi gibt. Gerne auch mit zusammengebundenen Schuhen. Wenn er dann bei seiner Braut ist, muss er auf Knien drei Gründe nennen, warum er seine Braut zurückhaben will. Wehe er vergisst den wichtigsten Grunde: Weil er sie liebt!



Sollte der Bräutigam als Hirtenjunge verkleidet sein, hat er meist auch eine kurze Schnur dabei, mit der er sich an die Braut binden muss, wenn er sie wieder hat. Oft werden hier die Knöchel zusammengebunden und dann muss das Brautpaar miteinander tanzen. Erst danach dürfen sie sich wieder auseinander knoten.


Wenn der Bräutigam seine Braut zurück hat gibt es gerne noch ein Spiel um Geld für die Rechnung zusammenzubekommen. Zum Beispiel:
  • Alle Frauen werden aus dem Lokal getragen und lassen dabei etwas Wegzoll in einem an der Tür vorbereiteten Körbchen.
  • Der Brautstrauß wird unter der Hochzeitsgesellschaft versteigert.
  • Nette Hochzeitsgäste übernehmen die gesamte Rechnung. Sollte eine Person die Rechnung alleine begleichen, kommt es schon mal vor, dass der Wirt eine Kette aus den Flaschenstoppeln und -korken bastelt und diese dem noblen Gönner umhängt.

Danach wandert der gesamte Tross wieder zurück in das Hochzeitslokal und darf sich beim Mitternachtsbuffet stärken und ausrasten.


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